Warum sagen wir als aller erstes, dass wir den Zustand des Herbstblues nicht haben wollen?
Wir sind es im Sommer gewohnt, mehr Energie zu haben und manchmal erlauben wir uns nicht, nach einer erlebnisreichen Zeit zwischenzeitig in die Pause oder Regeneration zu gehen. Welche Dinge ich tue, um den „Herbstblues“ abzumildern oder meinem Körper in dieser Zeit bewusst Gehör zu schenken, möchte ich dir in diesem Blog näherbringen. Aber zunächst fragen wir uns erst einmal:
Wie kann sich der Herbstblues äußern?
Im sogenannten Herbstblues fühlen viele Menschen sich erstmal etwas antriebsloser oder müder als im Sommer. Der Schweinehund scheint etwas mehr Dominanz aufzuweisen und bringt uns dazu, beispielsweise mehr Süßigkeiten oder Fettiges zu essen, mehr im Bettchen zu liegen, schwerer hochzukommen am frühen Morgen – der ja immer dunkler wird. Tagsüber versteckt sich die Sonne auch noch hinter dicken Regenwolken. Schauen wir hinauf in den Himmel, entdecken wir vermehrt tristes Grau. Die Sonnenstunden werden weniger und unser Antrieb wird es irgendwie ebenfalls. Wie fühlen wir uns in einer leistungsorientierten Gesellschaft, wenn unser System nach Ausruhen schreit und gemütlicher unterwegs ist als sonst, wir aber natürlich weiterhin die gleichen Aufgaben haben wie noch einen Monat zuvor? Gereizt, gestresst, melancholisch? Die Stimmungsschwankungen können in ein echtes Stimmungstief münden. Suchen wir nach Gründen hierfür, kann es sein, dass wir erstmal ratlos sind. Sind das Themen? Programme? Muster? Oder ist es einfach nur das Wetter? Diese Fragen können in einem trüben Herbst schon mal zu echten Themen werden und uns das Leben schwer machen. Vielleicht bekommen wir ja sogar körperliche Symptome wie Muskelverspannungen, Verdaungsprobleme oder Gewichtszunahme. Der Herbstblues kann locker ein bis zwei Wochen andauern. Er wird auch gern Herbstdepression genannt, meint aber keine wirkliche Depression, die schwerwiegender ist und andere Ursachen hat als das Wetter.
Wodurch entsteht der Herbstblues?
Im Herbst verändert sich nicht nur das Wetter oder die Zahl der Sonnenstunden. Es verändert sich allgemein das Bild der gesamten Natur bzw. Umgebung. Es verändert sich auch etwas Wesentliches in uns: nämlich unser Hormonhaushalt. Das äußert sich vor allem in diesen Punkten: weniger Glücks- und Stresshormon, mehr Schlafhormon. Unsere innere Uhr wird durch ein Wechselspiel verschiedener Hormone gesteuert. Am Morgen aktiviert uns Cortisol. Am Abend, vor allem bei Eintritt der Dunkelheit, schenkt uns Melatonin Müdigkeit und Ruhe. Der Lichtmangel im Herbst kann unseren Melatoninspiegel abends oder nachmittags früher steigen lassen und morgens später zum Sinken bringen. Dementsprechend sind wir häufiger oder länger müde und brauchen mehr Zeit, um aktiv zu werden. Unsere Zirbeldrüse, die im Zentrum unseres Gehirns sitzt, führt mit Hilfe bestimmter Enzyme zusätzlich eine Umwandlung des Glückshormons Serotonin durch. Das Serotonin wird in Melatonin umgewandelt. So kommt es zu der Veränderung unserer Stimmung in eine eher negativ wahrgenommene Richtung. Zusätzlich haben wir weniger Vitamin D3 in uns. Vitamin D ist genaugenommen ein Hormon, das über die Sonnenstrahlen in unserer Haut gebildet wird. Der Vitamin-D-Spiegel beeinflusst nicht nur unsere Stimmung, sondern auch die normale Funktion unseres Immunsystems.
9 Tipps gegen Herbstblues
Auch wenn ein bisschen Herbstblues nichts Dramatisches ist, dürfen wir uns fragen, wie wir uns diese Zeit so gestalten können, dass wir sie an unsere kulturelle Situation anpassen und etwas erleichtern.
1. Sei liebevoll zu dir
Der Herbstblues ist dazu da, dich in eine regenerative Phase zu bringen. Früher haben die Menschen überwiegend Ackerbau betrieben. Nachdem im Herbst geerntet wurde, wurde endlich auch mal Pause gemacht. Geh liebevoll mit dir um und betrachte das Gefühl der Gemütlichkeit als etwas Natürliches und als Geschenk an dich selbst. Spüre den Kontakt zu deinem Körper. Danke ihm dafür, dass er mit die kommuniziert.
2. Achtsamer Start in den Tag
Routinen sind eine tolle Sache. Braucht es da aber überhaupt ein ganzes Programm wie: Yogasession, Kakaoritual, Bowleskapade, kalte Dusche, Tagebuch
schreiben und und und? Puhh. Ganz ehrlich, wenn es nicht geht, weil du einfach zu
müde bist, dann ist es eben so. Ich für meinen Teil weiß zwar, dass Routinen mir gut tun, aber ich weiß auch, wie wichtig ein liebevoller Umgang mit sich selbst ist. Daher darf ich mich auch einfach über einen routinierten Kaffee am Morgen in aller Ruhe freuen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass ich kein Yoga mache. Es macht mir auch einfach nicht so viel Spaß wie beispielsweise Singen, oder gemütlich Kaffee trinken. 😉 Vielleicht reicht es dir ja auch erstmal, ganz bewusst einen Kaffee zu brühen oder deinen Lieblingstee zu trinken. Vielleicht reicht dir auch eine leichte Klopfsession oder ein paar bewusste Atemzüge? Vielleicht startest du deinen Tag mit ein paar einfachen Sangessenz Übungen ;)? Das muss ja nicht lange dauern. Warum nicht einfach mit zwei Minuten der bewussten Atmung und Körperwahrnehmung als leichte Übungen starten? Ohne sich dabei zu bewerten? Es geht sogar noch einfacher: Mit einem angenehmen Orangen-Öl, das du aus deiner Handfläche einatmest. Auch das „Wie“ deines Aufwachens ist entscheidend. Suche dir einen schönen Weckton aus. Vielleicht etwas mit natürlichen Geräuschen aus der Natur. Oder magst du lieber einfach einen Herzenssong – oder gar einen Partyhit, der dich aus dem Bett schmeißt?
Bonus-Tipp: Starte deinen Tag in Dankbarkeit.
Hier ein paar Anregungen: „Danke, dass ich jetzt entscheide, aufzustehen“, „Danke für die Schritte, die ich tue“, „Ich bin dankbar für diesen köstlichen Kaffeeduft, der mir in die Nase steigt“, „Ich bin dankbar, dass ich den Wecker gehört habe“
3. Saunieren und Wechselduschen
In die Sauna zu gehen hilft nicht nur dabei, zu entgiften oder das Immunsystem zu stärken, es verändert auch effektiv deinen Hormonhaushalt. Beim Saunieren werden die Glückshormone Endorphin und Serotonin ausgeschüttet. Wenn danach auch noch die eiskalte Abkühlung kommt, dann wird diese Glückshormon-Steigerung noch weiter gefördert. Du hast aber keine Sauna parat, oder magst es nicht, zu schwitzen? Dann kannst du Wechselduschen machen. Warm, kalt, warm, kalt… Fakt ist: Kaltes Wasser aktiviert den Sympathikus sowie die damit verbunden Hormonausschüttungen und Prozesse. Es macht wach.
Bonus-Tipp: Du hast keine Lust morgens direkt so ungemütlich zu starten? Dann mach dir kein schlechtes Gewissen. Du weißt am besten, was dir gut tut. Es braucht nicht viel Tamtam, um beispielsweise in Kontakt mit seinem Körper zu kommen. Schau für dich persönlich, was dich hier anspricht und was nicht.
4. Bewegung und Waldluft
Waldspaziergänge sind eine tolle Sache. Wir kommen in eine Art Meditation. Im Wald ist der Sauerstoffanteil höher, die Luft ist sauberer und sie ist weniger belastet. Waldbaden bringt uns in Kontakt mit Stoffen, die von den Bäume ausgeschüttet werden und die sehr wohltuend für unser System sind. Sie heißen Terpene. Diese Stoffe schützen Bäume vor Schädlingen. Bäume können mit diesen Terpenen sogar das Wetter beeinflussen. Es ist auch erwiesen, dass Terpene förderlich für unser Immunsystem sind. Die bewusste Betrachtung des Waldes und die Ruhe können auch unsere innere Haltung zum Herbst verändern. Wir können unsere Einstellung in eine wohlwollendere Richtung lenken. Die Schönheit des Herbstes anschauen und anerkennen. Der Herbst im Wald hat etwas Goldenes an sich und strahlt auch Fülle im Loslassen aus. Er erinnert uns daran, dass unser Leben dem Gesetz der Rhythmen unterliegt und dass dies nichts Schlimmes sein muss. Wir dürfen uns ausruhen, wir dürfen regenerieren. Wenn du Rhythmus liebst, dann kannst du deinen Tag auch mit Tanzen starten. Schalte deinen Lieblingssong an und schwing die Hüften.
5. Kreativität, leckere Herbstrezepte und gutes Essen
Zeit für Kreativität Auch im Herbst kann man es sich gut gehen lassen und kreativ sein. Such dir tolle Rezepte mit saisonalem Gemüse raus und probier doch mal was Neues. Oder vielleicht hast du Lust, deine vermehrte, mukkelige Zeit zuhause kreativ zu nutzen. Mit Kunst, Musik oder einem Projekt, das du schon längst mal anfangen wolltest. Nutze die Gemütlichkeit, um deinen Perfektionismus liebevoll in den Winterschlaf zu schicken. Fang einfach an oder frage dich zu einem leckeren Kakao oder einem anderen wohltuenden Heißgetränk deiner Wahl: „Was will ich und was brauche ich dafür?“
6. Tagebuch schreiben
Wenn du schon so gemütlich dasitzt, dann schreib doch genau das auf. Wie fühle ich mich? Wie möchte ich mich fühlen und was brauche ich dafür? Oder schreibe etwas über deinen Herbstblues. Schreibe über deine Wünsche. Für welche Pläne regenerierst du dich?
7. Aromatherapie
Ätherischen Öle mit ihrer Vielzahl an Aromen verbinden dich unweigerlich mit deinem limbschen System, dem Teil deines Gehirns, in dem deine Emotionen abgespeichert sind. Die Düfte können Erholung oder Aktivierung deines Gemüts unterstützen – je nachdem, welche Düfte du wählst. Wichtig ist hierbei, therapeutisch hochwertige und 100 % naturreine Öle zu verwenden, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.
8. Kuscheln
Kuschel schüttet Oxytocin aus, das Hormon für Geborgenheit und Bindung. Falls du niemanden zum Kuscheln hast, könntest du aber beispielsweise auch Singen. Nach 30 Minuten Singen fängt dein Körper an, Oxytocin auszuschütten – ganz aus dir selbst heraus. Ist das nicht toll?
9. Mindset
Die Natur hat ihre Zyklen. Jahreszeiten sind der Inbegriff dessen. Auch unser Leben unterliegt Zyklen. Das ist vollkommen normal. Einige deiner Zellen erneuern sich sogar alle paar Monate komplett, also geradezu regelmäßig. Zu nennen wären hier unter Anderem Hautzellen, Schleimhautzellen oder Blutzellen. Den Fokus auf die positiven Aspekte des Herbstes zu legen, ist hilfreich. Die Entschleunigung kann uns dabei helfen, uns selbst und unsere Wünsche bewusster wahrzunehmen.
Fazit
• Der Herbstblues tritt in Folge einer Reduzierung des natürlichen Lichts ein.
• Die dunklen Stunden verändern das Gleichgewicht der Hormone.
• Der Herbstblues ist nicht mit einer Depression gleichzusetzen.
• Du kannst dich im Herbstblues unterstützen mit: Bewegung an der frischen Luft, Singen, Tanzen, ätherischen Ölen, Tagebuch schreiben, Achtsamkeit im Alltag und der Verbindung zu dir selbst
• Sei nicht zu streng zu dir. Unser Leben bewegt sich sich, genau wie die Natur, in Rhythmen.